German Pavilion auf der Sudan Agrofood + Packaging + Water Systems 2021 vom 13. – 16. Oktober 2021 in Khartum, Sudan

12.01.2022 · Nach dem Sturz des alten Regimes von Machthaber Omar al-Baschir im April 2019 sind in den letzten Monaten weitere einschneidende Veränderungen im Sudan erfolgt. Das Land hat sich eine neue moderne Verfassung unter der neuen Regierung gegeben.

Eine internationale Geberkonferenz hat im Juni 2020 dem Sudan eine Unterstützung in Höhe von 1,8 Mrd. USD zugesagt (davon aus Deutschland allein 150 Mio. USD). Zudem wurde das Land aufgrund der aktuellen Entwicklungen jüngst von der Terrorliste der USA gestrichen und die Sanktionen aufgehoben.

Frankreich hat angekündigt, dem Sudan sämtliche Schulden zu erlassen. Seine Regierung werde dem afrikanischen Land außerdem einen Überbrückungskredit in Höhe von gut 1,2 Milliarden Euro bereitstellen.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte, die Bundesrepublik erlasse dem Sudan bilaterale Schulden von 360 Millionen Euro. Zudem übernehme Berlin bis zu 90 Millionen Euro der Zahlungsverpflichtungen des ostafrikanischen Landes beim Internationalen Währungsfonds (IWF).

Um nach vielen Jahren der Sanktionen und der Öffnung des Landes diese neuen Marktentwicklungen direkt vor Ort einschätzen zu können, hat die GSTT mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Kooperation mit dem Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA) einen offiziellen Deutschen Gemeinschaftsstand (German Pavilion) auf der „Sudan Agrofood + Packaging + Water Systems 2021“ initiiert. 

Hiermit wollten wir unseren GSTT-Mitgliedsfirmen, aber auch allgemein den Deutschen Firmen aus der Wasserwirtschaft die Gelegenheit geben, ihre Produkte und Dienstleistungen in einem wirtschaftlich aufstrebenden Land zu präsentieren. 9 Firmen, die auch teilweise in der Wasserwirtschaft tätig sind, haben dieses Angebot angenommen, leider keine GSTT Mitgliedsfirma. Durch die aktuell politische Situation und die Corona-Pandemie war es eine Herausforderung, Aussteller für die Messe zu gewinnen.

Ca. 2 Wochen vor Messebeginn gab es einen Putschversuch im Sudan. Dies oder auch die Coronapandemie veranlassten 3 Firmen kurzfristig die Beteiligung abzusagen.

Knapp 2 Wochen nach der Messe wurde ein Putsch durchgeführt. Al-Burhan hatte am 25.10.2021 im Staatsfernsehen die Übergangsregierung für aufgelöst erklärt, den Ausnahmezustand ausgerufen und die Bildung einer neuen Regierung mit "kompetenten Personen" angekündigt. Neben dem Regierungschef Hamdok wurden am 25.10. noch andere Regierungsmitglieder festgenommen. 

In dem nordostafrikanischen Land hatte nach dem Sturz von Machthaber Omar al-Baschir im Jahr 2019 ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Seitdem befand sich das Land in einer Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärften aber die Lage.

Das Blatt hat sich aber offenbar wieder gewendet. Im Sudan ist der durch einen Putsch gestürzte zivile Ministerpräsident Abdalla Hamdok wieder ins Amt eingesetzt worden. Dies sei das Ergebnis einer Einigung mit Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan, sagte Hamdok in der Hauptstadt Khartum. In einem gemeinsamen Auftritt kündigten die beiden Männer an, sie wollten das Land wieder auf den Weg Richtung Demokratie führen. Wenige Minuten zuvor hatten Hamdok und Al-Burhan eine Vereinbarung für eine neue Übergangsregierung unterzeichnet.

Laut der Vereinbarung darf Hamdok ein Kabinett mit zivilen Vertretern bilden. Zudem sollen alle politischen Gefangenen, die während des Putsches am 25. Oktober festgenommen worden waren, freigelassen werden. Auch Hamdok war seit dem Umsturz unter Hausarrest festgehalten worden. Bisher ist unklar, ob auch Militärvertreter der neuen Regierung angehören werden.

Im Augenblick ist die Situation etwas unübersichtlich. Trotzdem haben wir für 14. – 17. November 2022 wieder die Zusage für einen German Pavilion für die 4. Sudan Agrofood + Packaging + Water Systems (Agro) in Khartum bekommen.

Nun aber zurück zur durchgeführten Agro 2021.

Die 3. Sudan Agrofood + Packaging + Water Systems fand vom 13. – 16. Oktober 2021 im International Fairground Khartum, Sudan statt. Veranstalter war die uns bereits seit früheren Messen als Durchführungsgesellschaft bekannte expotec international gmbh & Co KG mit dem Projetleiter Frank Hoffman (geschäftsführender Gesellschafter der expotec). 

Feierlich eröffnet wurde die Agro 20 21 am 13. Oktober 2021 um 18:00 Uhr von hochrangigen verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft: Redner u.a.: Eltahir Harbi (Minister für Agrarwirtschaft), Mohamed Ibrahim (Minister für Investitionen und internationale Zusammenarbeit) und Thomas Terstegen (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland).  

Aufgrund der hohen Lufttemperaturen wurde nicht nur die Eröffnung recht spät um 18:00 Uhr vollzogen, sondern die Öffnungszeiten der Messe waren auch deshalb recht spät von13:00 bis 21:00 Uhr. Die absolute Tiefsttemperatur war einmal in der Nacht mit 35°C. Am Tage herrschten Temperaturen zwischen 43°C und 47°C.
Auf einer Gesamtfläche von 1111 m² präsentierten 63 Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen. Sie teilten sich auf in 44 Aussteller aus dem Sudan auf 915 m² und 19 internationale auf 196 m².

Trotz Corona wurde die Veranstaltung von 1.028 Fachleuten besucht.

Aufgrund der Ausstellerfragebögen und persönlicher Gespräche, waren die Aussteller recht zufrieden und optimistisch für ein Nachmessegeschäft. Die Fa. ANDRITZ z.B. ist schon länger auf dem sudanesischen Markt erfolgreich tätig.

Trotz der aktuell schwierigen politischen Lage bietet der Sudan grundsätzlich erhebliche Chancen, gerade die reichhaltigen landwirtschaftlichen Ressourcen zu verarbeiten und die lokale Wertschöpfung auszubauen. Das dokumentiert auch die erfreuliche Zunahme der Besucherzahl im Vergleich zur Vorveranstaltung. 

Auch erfuhr die deutsche Beteiligung wiederum durch die Deutsche Botschaft eine große Unterstützung. Am 13. Oktober nahm sich anlässlich seines Besuches der Botschafter Thomas Terstegen viel Zeit für einen Messerundgang und sprach mit jedem Einzelnen der Aussteller innerhalb der deutschen Beteiligung.

Auch durch 2 Mitarbeiter der UNIDO (United Nations Industrial Development Organization, Yassir Ahmed aus Khartum und Michael Schmidt aus Deutschland) wurde den deutschen Firmen Unterstützung angeboten, zumal es im Sudan keine AHK gibt.

Nun hoffen wir alle, daß sich die politische Lage im Sudan wieder beruhigt und sich das Land in Richtung einer Demokratie bewegt, sodass dem großen Nachholbedarf, auch in der Wasserver- und Abwasserentsorgung mit Unterstützung unserer Firmen Rechnung getragen werden kann.

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