Unterirdische Leitungskanäle/-düker als Baustein einer smarten Stadtentwicklung

30.01.2023 · Im Rahmen einer weiteren virtuellen Fachkonferenz zum Thema Leitungskanal / -düker gaben am 17.11.2022 zahlreiche Referenten einen Einblick in den aktuellen Stand der Arbeiten und der im Juni gestarteten Initiativen. Unterstützt wurde die von der GIBA mbH und der entellgenio GmbH organisierte Veranstaltung von den Fachverbänden Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e.V. (AGFW), der German Society for Trenchless Technology e.V. (GSTT), dem Institut für unterirdische Infrastruktur (IKT) und der Interessengemeinschaft begehbarer Versorgungskanäle (IBV).

Diese Veranstaltung ist auch ein Ergebnis des 2020 gegründeten gemeinsamen Arbeitskreises „Unterirdische, begehbare Leitungskanäle und -düker“ von AGFW – GSTT.

Zunächst ist der aktuelle Stand der Überarbeitung des GSTT-Leitfadens „Unterirdische begehbare Leitungskanäle und -düker" vorgestellt worden. International wird an der ISO 37175 „Smart Community Infrastructures - Operation and Maintenance of Utility Tunnels“ weitergearbeitet, sodass sich der bisherige „Working Draft“ aktuell zu einem „Committee Draft“ entwickelt hat. Eine stärkere deutsche/europäische Beteilung an der Entwicklung der ISO Norm für Utility Tunnels konnte als wünschenswert herausgearbeitet werden.

Mittels zahlreicher europäischer Praxisbeispiele konnte so dann eindrucksvoll gezeigt werden, dass sich die zugrunde liegende Vortriebstechnik aus dem Hause Herrenknecht für den Bau von Leitungskanälen/-dükern wesentlich weiterentwickelt hat (siehe folgende Abbildungen).

Es wurde im Folgenden von den sehr positiven Erfahrungen eines „Runden Tisches zum Thema Leitungskanäle/-düker“ am 14. September 2022 in Hannover zusammen mit dem niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz und dem Institut für Bauforschung e.V. berichtet. In diesem Zusammenhang ist der Bedarf an einem zusätzlichen Schutz für leitungsgebundene Medien, z.B. durch einen Leitungskanal, mit einem Einblick in den Bauschadenbericht des Instituts für Bauforschung e.V. Hannover untermauert worden. Auf Grund der Relevanz des Zusammenhangs ist der Ausbau des Dialogs mit Bund, Ländern, Kommunen und Gemeinden als wesentlich zu betrachten.

Weiterhin ist der aktuelle Stand der Aufgaben zur Versachlichung bzw. Objektivierung möglicher – in der Vergangenheit mitunter schwierigen und komplizierten Diskussionen – vorgestellt worden:

  • Katalog von Stellungnahmen zu (gängigen) Vorbehalten:
    • Aus zahlreichen Gesprächen mit Vertretern von Kommunen, Versorgungsunternehmen oder Verbänden und Organisationen konnten wiederholt geäußerte Bedenken bzw. Vorbehalte bezüglich des Einsatzes von Leitungskanälen identifiziert werden. Diese Vorbehalte liegen gesammelt vor, um diesen mit fundierten Hinweisen zu begegnen. Der Katalog von Stellungnahmen bzw. Hinweisen zu aktuell 20 gängigen Vorbehalten dient der Objektivierung kritischer Prozesse bzw. dem fachlich fundierten Ausräumen von Bedenken.
  • Checkliste zur Anwendung von Leitungskanälen:
    • Oft ist der langfristige Nutzen von Versorgungskanälen auf unterschiedlichen wirtschaftlichen, ökologischen und zeitlichen Ebenen pauschal erkennbar, wird allerdings in der strategischen Planung meist nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund wurde das Konzept eines Fragebogens formuliert, welches der Beantwortung folgender Frage dient:
    • Ist für ein geplantes Bauvorhaben die Nutzung eines Leitungskanals als Alternative zur konventionellen Einzelverlegung in Betracht zu ziehen?
      Das Konzept umfasst aktuell 13 Fragen, welche die Herausforderungen „Trassenbündelung“, „Austausch-Flexibilität“ sowie „Widerstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit“, ergänzend um die Problematik der rechtlichen Grundlage, des Interessenspektrums und des gegebenenfalls fehlenden Fachwissens, thematisieren.
       
  • Rechenmodelle zur ganzheitlichen Bewirtschaftung:
    • Die Bewirtschaftung von Infrastrukturen im Allgemeinen und von Leitungskanälen bzw. Leitungsdükern im Speziellen umfasst eine Reihe von Tätigkeiten über mehrere Zeithorizonte hinweg. Vor diesem Hintergrund ist bereits seit 2016 kontinuierlich ein innovatives Rechenwerkzeug zur ganzheitlichen Bewirtschaftung von Leitungskanälen/-dükern entstanden.
    • Durch die spezifische Ausrichtung des Werkzeugs ist es möglich, die Bewirtschaftung von Leitungskanälen/-dükern fundiert und objektiviert durchzuführen, Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu beurteilen bzw. zu begründen und zum Teil auch Vorbehalten adäquat begegnen zu können.


Schließlich sind fünf weitere Initiativen zur dauerhaften Verankerung von Leitungskanälen/-dükern thematisiert worden:

  1. Lage erfassen im Leitungsauskunftsportal „infrest“,
  2. Aufsetzen einer Kommunikationsplattform unter utility-tunnel.com,
  3. „Klima-Check“ – CO2-Beitrag Leitungskanäle/Düker,
  4. Forcieren der Beteiligung an der internationalen ISO-Normung,
  5. Reaktivieren der Ausbildung künftiger Ingenieure.
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